Freitag, 5. Oktober 2007

Warum es ist schön ein Christ zu sein?

Zitat von Hans Küng :
Ich bin Christ, weil ich so wahrhaft Mensch sein kann. Und Sie verstehen mich: ich will kein Christsein auf Kosten meines Menschseins. Aber auch umgekehrt: ich will kein Menschsein auf Kosten meines Christseins. Kein Christsein neben, über oder unter meinem Menschsein. Als Christ soll ich ja gerade kein gespaltener Mensch sein. Nein, das Christliche ist für mich kein Überbau und kein Unterbau des Menschlichen. Das Christliche ist vielmehr - und erneut im dreifachen Sinn des Wortes, also bewahrend, verneinend und übersteigend- die "Aufhebung" des Menschlichen. Auch Ihr Humanismus, alle anderen Humanismen werden von hier aus bejaht: sofern sie das Menschliche, alles Wahre, Gute und Schöne, das wahrhaft Menschliche, bejahen. Die anderen Humanismen werden verneint nur, sofern sie das Christliche, den Christus und was er für den Menschen bedeutet, verneinen. Ja, sie werden schließlich überstiegen, sofern das Christsein das Menschlich-Allzumenschliche sogar in aller Negativität voll einzubeziehen vermag.

Sie verstehen jetzt, warum ich sage: Christen sind, richtig verstanden, nicht weniger Humanisten als alle anderen Humanisten. Aber wir sehen das Menschliche, das wahrhaft Menschliche, das Humane, wir sehen den Menschen und seinen Gott, wir sehen Humanität, Freiheit, Gerechtigkeit, Leben, Liebe, Frieden, Sinn von diesem Jesus her, der für uns der konkret Maßgebende = der Christus ist. Und von ihm her meinen wir nicht einen beliebigen Humanismus vertreten zu können, der einfach alles Wahre, Gute, Schöne und Menschliche bejaht, von ihm her meinen wir einen wahrhaft radikalen Humanismus vertreten zu dürfen, der bis zur Wurzel geht und der so auch das Unwahre, Ungute, Unschöne und Unmenschliche einzubeziehen und zu bewältigen vermag: also nicht nur alles Positive, sondern auch - und hier entscheidet sich in der Tat, was ein Humanismus letztlich taugt! - alles Negative, selbst Leiden, Schuld, Tod, Sinnlosigkeit.
Sie haben mich, lieber Herr X, herausgefordert, und Sie drängen auf eine klare Antwort. Deshalb zusammengefasst: Nach dem Maßstab, im Geist dieses Jesus Christus meine ich - bei all meinen Grenzen und all meinem Versagen und oft mehr schlecht als recht- auch in der Welt von heute nicht nur wahrhaft menschlich handeln, sondern auch leiden, nicht nur leben, sondern auch sterben zu können.
Jedenfalls leuchtet mir selbst dort noch Sinn auf, wo die "reine Vernunft" kapitulieren muss, auch in sinnloser Not und Schuld: weil ich mich auch da, weil ich mich im Positiven wie im Negativen bis in den Tod hinein von Gott gehalten weiß. So schenkt mir der Glaube an diesen Jesus als den Christus Frieden mit Gott und mit mir selbst, überspielt aber nicht die Probleme der Welt und der Gesellschaft. Er macht uns als Menschen wahrhaft menschlich, weil wahrhaft mitmenschlich, hilfreich den Menschen: ohne Einschränkung (auch im Dienen, Verzichten, Verzeihen) offen für die anderen, der mich gerade braucht, den 'Nächsten'....."

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